Wie zeichne ich neue Aktien und welche Vorteile kann das haben?

Ende der 1990er-Jahre kam es zu einer wahren Emissionsflut: Jede Pommes-Bude glaubte, als Aktiengesellschaft firmieren und an die Börse gehen zu müssen. Der Neue Markt machte es ganz einfach – und viele Anleger verdienten dabei lange Zeit prächtig: Der erste Aktienkurs lag zumeist sehr deutlich über dem Ausgabepreis und wer den Gewinn realisierte, saß nicht nur auf Buchgewinnen, sondern fuhr reale Profite ein.

Erst mit dem Börsengang von T-Online kippte die Stimmung. Auch ich machte diesen noch mit, die Zeichnungsgewinne blieben jedoch überschaubar. Der sofortige Verkauf erwies sich als goldrichtig, denn es dauerte gar nicht so lang, da war die Aktie nur noch ein Drittel wert.

Plötzlich musste man also wieder ganz genau hinsehen, die Anteile welcher Firma man da eigentlich erwerben wollte – und so sollte es ja eigentlich auch sein.

Heutzutage können Sie bei einer Zuteilung nur noch sehr selten das große und schnelle Geld machen. Mir liegt sogar eine Studie vor, die zeigt, dass der ideale Einstiegszeitpunkt durchschnittlich drei bis sechs Monate nach dem Börsengang liegt. Das Ganze ist wohlgemerkt auf Deutschland beschränkt und umfasst lediglich die Jahre 2008 bis 2011 – zeigt aber sehr wohl, dass Sie nur noch bei sehr ausgewählten Neuemissionen sofort zuschlagen sollten.

Tipp: Nutzen Sie vorbörsliche Kurseinschätzungen (sogenannte Graumarktkurse) als Orientierungshilfe!

Wenn Sie bei einem IPO Aktien erwerben wollen, müssen Sie diese bei Ihrer Bank „zeichnen“. Die Emissionsbanken legen vorab eine Bookbuilding-Spanne fest. Innerhalb dieser liegt der spätere Ausgabepreis.

Nach Bekanntgabe der Bookbuildingspanne werden bereits außerbörsliche Kurse gestellt – beispielsweise bei den Maklern Lang & Schwarz und Schnigge Wertpapierhandelsbank. Sie sollten bei diesem sogenannten „Handel per Erscheinen“ zwar nicht ordern, die Kursinfos aber zur Einschätzung dafür nutzen, wie gefragt die Aktien sind.

Werden Sie bereits über dem oberen Ende der Bookbuilding-Spanne gehandelt, können Sie davon ausgehen, dass Zeichnungsgewinne möglich sind – und bei der Emission mitmachen. Beträgt der Aufschlag sogar mehr als 30%, dann lohnt es sich für Sie sogar daran zu denken, ein Konto beim Konsortialführer zu eröffnen. Dadurch steigern Sie signifikant Ihre Chancen, bei der Zuteilung berücksichtigt zu werden.

Alle aktuellen Graumarktkurse (Pre-IPO-Kurse) finden Sie unter:

www.ls-tc.de/kursabfragen

Werfen Sie ab und zu einen Blick auf diese Seite. Damit erfahren Sie auch direkt, welche Neuemissionen derzeit überhaupt anstehen.

Mit Hilfe des Börsenprospekts sollten Sie gegebenenfalls auch die fundamentalen Kennziffern des Börsen-Aspiranten genau studieren – und mit Konkurrenten aus derselben Branche vergleichen. Ideal wäre dann ein gewisser Bewertungsabschlag von mindestens 10, besser 15% zum Durchschnitt.

Zudem sollten Sie darauf achten, woher das Aktienangebot stammt. Sollen vorrangig die Altaktionäre befriedigt werden, steigen diese also im großen Stil aus, dann ist Vorsicht angebracht. Gut ist es dagegen, wenn der größte Teil des IPO-Erlöses dem Unternehmen direkt zufließt.

Auch auf die Lock-Up-Fristen sollten Sie achten. Das ist die Zeitspanne, in der sich die Altaktionäre verpflichten, nach dem Börsengang keine Aktien abzugeben. Das sollten mindestens 2 Jahre sein.

Die unterschiedlichsten Bewertungen zu einer Neuemission können Sie zudem bei www.aktiencheck.de einsehen.